Sammlung Peter Merschroth

Reichsarbeitsdienstabteilung K 254/9

Beerfelden im Odenwald 1939-1945

Einsatz in Südfrankreich „Unternehmen Anton“


Nach der Niederlage Frankreichs wurde das Land in zwei Zonen aufgeteilt. Zum einen in die Besetzte Zone, die Nordzone und  zum anderen in die Freie Zone im Süden des Landes. Hier regierte die Französische Regierung unter Marschall Petain in der Stadt Vichy bis zur Besetzung durch Deutschland und Italien am 10. Und 11. November 1942. Nach der Landung starker alliierter Streitkräfte in Französisch-Nordafrika wuchsen die Bedenken der Führung in Berlin das eine weitere Invasion in Südfrankreich unmittelbar bevorstehen könnte. Neben der Verlegung starker militärischer Kräfte sollte auch die Mittelmeerküste, ähnlich dem Atlantikwall, umfassend gesichert werden. Die Aufgabe des umfassenden Küstenschutzes übernahmen in der Hauptsache Heerespioniere die von Arbeitsgruppen der Organisation Todt (OT) und dem Reichsarbeitsdienst unterstützt wurden. In Ermangelung von geeignetem Baumaterial und Maschinen wurde auf die nicht benötigten Sperranlagen des Westwalls zurückgegriffen die mühsam abgebaut und mit der Bahn und Lastwagen, aber auch mit primitiven Fuhrwerken, an die Küste transportiert werden mussten.
Die Beerfelder Abteilung bezog Quartier in der kleinen Ortschaft Marseillan zwischen Montpellier und Béziers. Der Einsatz- und Arbeitsabschnitt lag ca. 4 km entfernt an der Mittelmeerküste.
Hauptaufgabe war die Befestigung im Vorfeld der Strände. Wie später auch in der Normandie sollte ein erster Sperriegel aus massiven Stahl- und Eisensperren knapp unterhalb der Wasserlinie im Vorfeld der Küste aufgebaut werden. Mühselig mussten die angelieferten Panzersperren von der Straße über den lockeren Sandstrand in das seichte Wasser getragen werden. Die Arbeit war bei der großen Hitze überaus anstrengend den die massiven Stahlträger hatten neben einer unhandlichen Länge auch noch ein hohes Gewicht. Die eigentlichen Montagearbeiten wurden dann von den Pionieren ausgeführt. Da es oft sehr lange Wartezeiten bis zur nächsten Materiallieferung gab wurde parallel mit Rodungsarbeiten in den Dünen begonnen sowie Gräben und Widerstandsnester für Maschinengewehrstände angelegt. Da das Gestrüpp im lockeren Boden nicht besonders verwurzelt war, war dies eine eher beliebte Beschäftigung und die Wehrmacht überließ den Arbeitsmännern auch die Auswahl geeignete Schussfelder zu bestimmen und auszuarbeiten. Nachdem die Vorarbeiten abgeschlossen waren begann der RAD mit dem Bau befestigter Widerstandsnester, Maschinengewehrständen und Beobachtungspunkten.

Südfrankreich bis Juni 1943. Zurück in Beerfelden. Ausbildung neuer Mannschaft

 

K640_img072
K640_img069 K640_img030 K640_img046
K640_img031 K640_img052
K640_img027
K640_img029
K640_img054
K640_img055
K640_img053
K640_img056 K640_img057
K640_img071
K640_img067
K640_img066
K640_img068
K640_img061
K640_img073 K640_img074
K640_img078
K640_img076
K640_img079 K640_img080
K640_img081
K640_img082 K640_img083
K640_img084
K640_img085
K640_img086 K640_img088
K640_img087
K640_img091 K640_img093 K640_img094 K640_img101
K640_img098 K640_img097
K640_img102
K640_img103 K640_img104
K640_img089
K640_img090
K640_img120
K640_img121
K640_img124 K640_img126
K640_img128
K640_img133
K640_img151
K640_img152
K640_img153
K640_img145 K640_img138
K640_img160

Einsatz bei der Heimatflak

Mitte Juli 1943 Mit Stammabteilung und neuer Mannschaft ca. 160 Mann zur Flakausbildung.
Erster Ausbildungsstandort war das RAD-Lager in Auerbach, täglich mit Bussen zur Ausbildung nach Frankenthal/Rhein. Ende der Ausbildung Oktober 1943.
Die Führungskräfte mußten Kurse bei den Flakartillerieschulen von 4 Wochen bis zu 5 Monaten besuchten. Nach ihrer Rückkehr wurden, nach und nach, die bei den Batterien eingesetzten Führungskräfte der Luftwaffe aus den Einheiten herausgelöst und durch die Männer des RAD ersetzt.
Am 10.10.1943 Übernahme der schweren Flakabteilung 5/435 in Frankfurt/M. /Sindlingen. Standort war an der Straße von Sindlingen nach Okriftel gegenüber von Kelsterbach. Bei der Batterie handelte es sich um eine Doppelbatterie wovon eine von der Luftwaffe und die andere vom RAD besetzt wurde. Jede Batterie hatte 4 Geschütze mit dem Kaliber 10,5 cm und wurde später auf je 6 Geschütze erhöht. Zu Beginn waren die Stellungen nur provisorisch und wurden vom RAD fertiggestellt. Als Unterkunft dienten Luftwaffenbaracken für Führer und Mannschaften. Für die Führer wurde mit der Zeit ein festes, einstöckiges, Gebäude erstellt. Vorrangige Aufgabe war der Schutz der Glanzstoffwerke im Bereich Kelsterbach, die Farbwerke Höchst und der Schutz weiterer Industriestätten wie Opel im benachbarten Rüsselsheim aber auch der Schutz der Großstädte im Rhein-Main Dreieck.
Vorgesetzte Dienststelle war die Flak-Gruppe Frankfurt, Flakregiment 29. In diesem Verband war ein höherer RAD Führer, der Arbeitsführer Schinnerer, als Bindeglied zwischen RAD und Luftwaffe eingesetzt. Für die Betreuung der Arbeitsdienstabteilungen von Seiten der Gauleitung war der Arbeitsführer Knirlberger aus Wiesbaden zuständig. Die Arbeitsgauleitung sorgte unter anderem für die Verpflegung und die Gesundheitsvorsorge der Einheiten. Die Abteilung konnte selbst einkaufen und hatte eine eigene Köchin die in einer eigens angeschafften Küche für das leibliche Wohl sorgte. Nach Aussagen der Arbeitsmänner zeigten sie sich alle sehr begeistert von der hervorragenden Verpflegung. Auch der Gesundheitszustand der Abteilung konnte durch die Unterstützung aus Wiesbaden und dem unermüdlichen Einsatz des Heilgehilfen auf einen relativ hohen Niveau für die damalige Zeit gehalten werden.
Der Batterie wurden zwischen Mitte 1943 und Februar 1945 18 bestätigte Abschüsse feindlicher Bomber zugesprochen. Die größte abgefeuerte Schusszahl wurde bei einem nächtlichen Großeinsatz am 22. Dezember 1943 mit ca. 240 Schuss erreicht. Großes Glück hatte die Abteilung als sie im Januar 1945 von amerikanischen Maschinen direkt angegriffen wurde, ca. 200 Bomben wurden nur knapp neben den Geschützen auf freies Feld geworfen und es entstand kein größerer Schaden.

Stellenbesetzung der Batterie
Batteriechef Oberstfeldmeister Ebert
Schiessoffizier Oberfeldmeister Vobis
Verwaltung Feldmeister Haug
Quartiermeister Unterfeldmeister Hofmann
Zeugmeister Unterfeldmeister Bessler
Kommandogerät Unterfeldmeister Keppel
Funkmessgerät Unterfeldmeister Diehl
Gerätewart und Umwertung Obertruppführer Mädler
1.Geschützführer Obertruppführer Müller
2.Geschützführer Obervormann Kawecki
3.Geschützführer Obervormann Büttner
4.Geschützführer Obervormann Horn
E-Messer Fu-MG. Obervormann Ihl
E-Messer Kdo. Gerät  Obervormann Werm
Diesel Aggregat Obervormann Magnon
Schreibstube Obervormann Grünewald

Hatte die Abteilung seit ihren ersten Einsätzen in Kriegsgebieten fast immer Glück und, bis auf einige Verletzungen im täglichen Arbeitsablauf, so verließ die Abteilung noch in den letzten Kriegstagen das Glück. Kurz vor Ostern kamen schnelle Vorauskommandos der Amerikaner und besetzten das südliche Mainufer bei Kelsterbach. Durch ihre hervorragende Luftaufklärung waren ihnen die Stellungen der deutschen Luftabwehr auf der gegenüberliegenden Seite nicht verborgen geblieben und sie hatten den Befehl diese Batterien auszuschalten bevor sie in den Erdkampf eingreifen konnten. Die Batterien wurden mit starkem Granatwerferfeuer belegt und die Stellungen und Geschütze wurden dabei vollständig zerstört. Drei Ladekanoniere, die Arbeitsmänner Balder, Adam und Feil, wurden dabei getötet. Fünf weitere Arbeitsmänner und der Unterfeldmeister Keppel kamen schwer verwundet in das Feldlazarett bei Hattersheim.
Die zerstörte Stellung wurde noch in der gleichen Nacht von der Abteilung verlassen und die Besatzungen setzten sich in über Frankfurt in Nordöstliche Richtung in Kleingruppen ab, wurden jedoch nach und nach von den Amerikanern eingeholt und gingen in Gefangenschaft.

So endete die Geschichte des 3. Reiches und der Abteilung K 254/9.
Nach ihrer Gefangenschaft kehrten die meisten RAD Angehörigen wieder in ihre Heimat zurück, einige auch nach Beerfelden wo sie eine neue Heimat und Familie gefunden hatten.
 

Anhang

K640_img187
K640_img186
K640_img185