Das Straßburger Feld-Artillerie Regiment Nr. 84
Diese nach Deutsch-Südwestafrika gelaufene Postkarte erlaubt uns heute nachzuvollziehen wie sich das neu aufgestellt Regiment zusammensetzte. Bei fünf der sechs Batterie-Feldwebel hat der Verfasser deren Herkunft vermerkt. Es handelt sich um folgende Einheiten: 1. Oberelsässisches-Feldartillerie Regiment Nr. 15 (Saarburg, Mörchingen), 1. Nassauisches Feldartillerie-Regiment Nr. 27 (Mainz, Wiesbaden) und dem 2. Nassauischen Feldartillerie-Regiment Nr. 63 (Frankfurt, Mainz).
Reservistenkrug des Reservisten Michel II. Ursprünglich beim FAR 63 in Frankfurt beendete er seinen Wehrdienst beim FAR 84 in Griesheim.
Eines der seltenen Fotos der 84er aus der Friedenszeit. 1913 in Griesheim
Als eines der jüngsten Regimenter der alten Armee wurde das Regiment zur Verstärkung der Grenzwacht im Westen von Elsass-Lothringen aufgestellt. Es gehörte zum neugebildeten XXI. Armeecorps in Saarbrücken. Als Stammabteilung trat die erste Abteilung des 1. Oberelsässischen Feldartillerie-Regiments Nr. 15 in Straßburg zum neuen Regiment über. In Griesheim gehörten die 4. Batterie des 1. Nassauischen Feldartillerie Regiments Nr. 27 “Oranien”, die 5. Batterie des 2. Nassauischen Feldartillerie Regiments Nr. 63 aus Frankfurt und die 6. Batterie des 2. Oberelsässischen Feld Artillerie Regiments Nr. 51 zum Stamm des neuen Regiments. Durch diese Neuaufstellung und Teilung bestehender Regimenter wurde erstmals die Fedartillerie den Divisionen bereits in Friedenszeiten zugeteilt, das FAR 84 gehörte somit zur 30. Infanterie Division. Für die 2. Abteilung sollte Griesheim nur ein vorübergehender Standort sein, als Garnison waren zunächst Zabern, später Schlettstadt im Elsass vorgesehen. Die Aufstellung war bis zum 6. Oktober abgeschlossen. Abteilungskommandeur in Griesheim war Major Rochlitz, ihm zur Seite stand Abteilungsadjudant Oberleutnant Steiglehner. Die Batterien wurden jeweils von einem Hauptmann befehligt die jeweils von zwei bis drei weitere Offizieren unterstützt wurden. Gegenüber den alteingesessenen Regimentern mußte größter Wert auf eine fundierte Ausbildung aller Mannschaften gelegt werden da es keine Altgedienten und somit Erfahrenen Artilleristen gab die das Regiment schon länger kannten. Die Rekruten zur Auffüllung der Mannschaften kamen vor allem aus dem Elsass aber auch als Westfalen, Baden und dem Rheinland. Das Reserve Offizierskorps wurde durch Versetzung aus anderen Regimentern gebildet. Während die erste Abteilung in Straßburg schon eine festgefügte Einheit war die sich und ihr Handwerk kannten so mußte die Abteilung in Griesheim erst langsam zusammengeschweißt werden. Die eigentliche Ausbildung begann im Herbst mit dem Eintreffen neuer Rekruten. Diesen wurden durch Offiziere, Unteroffiziere und den älteren Jahrgängen das nötige Grundwissen vermittelt. Reiten, Weiterbildung am Geschütz und das exerzieren der bespannten Batterien bildeten den Schwerpunkt der Ausbildung. Am 20. Mai 1913 übernahm der Oberstleutnant Rudolf Bleidorn die Führung des Regiments. Im Sommer 1913 vereinigte sich das komplette Regiment erstmals in Griesheim zum gemeinsamen Scharfschiessen. Im Herbst des gleichen Jahres traf sich das Regiment zum zweiten gemeinsamen Übungseinsatz im Elsass. Die letzte gemeinsame Übung beider Abteilungen fand im Frühjahr 1914 auf dem Truppenübungsplatz Bitsch in den Vogesen statt. Von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo erfuhren die Artilleristen während einem Mannöver im Verband der 30. ID. Am 31. Juli erreichte das Regiment der Befehl “Drohende Kriegsgefahr”. Dieser Befehl löste die verschiedensten Maßnahmen aus: Schutz von Brücken und Bahnlinien und den verstärkten Grenzschutz. Der Befehl zur Mobilmachung kam am 1. August darin wurde der 2. August 1914 zum ersten Mobilmachungstag gennant. Mit diesem Befehl war klar das es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommen wird und das Regiment bereitete alles für einen schnellen Abmarsch vor. Im laufe der folgenden Tage trafen alle Beurlaubten Soldaten bei der Truppe ein und wurden auf die Batterien verteilt, die Pferde wurden neu beschlagen und die Munition- und Versorgungswagen beladen und zu Kolonnen zusammengestellt. Am Nachmittag des 7. August marschierte die II Abteilung von Griesheim nach Darmstadt zur Bahnverladung. Erster Einsatzort der 84er war der Oberelsass wo sich die beiden Abteilungen am 8. August Rappoltsweiler und Rennweiler zusammenschlossen um in den Einsatz gegen die ins Reich eingedrungenen Franzosen zu gehen. Bei Sennheim und Mühlhausen bestanden die Artilleristen ihre erste Feuerprobe.
Im Laufe des 1. Weltkriegs wurde das Regiment mit einer dritten Abteilung plus Versorgungseinheiten verstärkt und hatte somit 9 Batterien an Kampfstärke.
Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Kampfhandlungen an denen das FAR 84 während des ersten Weltkriegs beteiligt war
Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 mußte sich das deutsche Heer innerhalb von 14 Tagen hinter den Rhein zurückziehen. Der Rückmarsch des Regiments begann am dem 13. November. Beim Rückmarsch durch das Ahrtal mußten alle Angehörigen des Regiments die aus dem Elsass oder Lothringen stammten ihre Einheiten verlassen und wurden mit der Bahn in ihre Heimat befördert. Bei Königswinter überquerten sie Rhein. In Wissen an der Sieg und verschiedenen Westerwaldorten wie Breitscheid wurden wegen der Entlassung der Elsässer und der älteren Jahrgänge alle leichten Munitionkolonnen aufgelöst. Endgültiger Demobilmachungsort war Heiligenstadt in Thüringen wohin das Regiment bis Mitte Januar 1919 verleg wurde. Die Ersatzabteilungen wurden im Raum Lahr demobilisiert. Die Mannschaften wurden nach und nach entlassen und die Offiziere wurden verabschiedet oder zu anderen Formationen versetzt. Viele meldeten sich freiwillig zu den neugebildeten Grenzschutzeinheiten die zum Schutz der Ostgrenze aufgestellt wurden. Ein letzter Rest der alten Formation mit zwei Batterien unterstellte sich im Raum Marburg dem “Detachment Hasse” mit dem es in die Umgebung von Werder bei Berlin verlegt wurde um sich an der Niederschlagung der Spartakus-Aufstände zu beteiligen. Nach einer zweiwöchigen Alarmbereitschaft in Berlin-Charlottenburg wurden die Artilleristen an die polnische Grenze nach Oberschlesien verlegt wo sie in recht abenteuerlicherweise ständig ihren Einsatzort wechseln mußte. Die Freiwilligen hatten eine 14-tägige Kündigungsfrist und so war es nicht verwunderlich das sich bei den widrigen Umständen, der schlechten Versorgungslage und der kalten Witterung, die ersten Auflösungserscheinungen zeigten. Im Mai 1919 wurde das 100.00 Mann Heer der Weimarer Republik aufgestellt und die Reste der beiden verblieben Batterien wurden in die Reichswehr eingegliedert. Ihren letzten Einsatz als alter Verband hatten sie bei der Niederschlagung des “Polenaufstandes” im August 1919. Nachdem auch die letzten beiden verbliebenen Batterien immer mehr zusammengeschrumpft waren wurden sie im Januar 1920 zu einer Restbatterie vereinigt. mit dem Übertritt der verbliebenen Kräfte in das Reichswehr Artillerie Regiment Nr. 3 in Schweidnitz hörte das FAR 84 auf zu existieren.
Währen des 1. Weltkriegs verlor das Regiment 45 Offiziere, 74 Unteroffiziere und 274 Kanoniere. Alleine vor Verdun gab es mehr als 50 Tote und über 210 Verwundete. Es gingen über 100 Geschütze verloren. Weitere schwere Verluste waren bei Ypern und bei der ersten Tankschlacht der Geschichte bei Cambrai zu verzeichnen
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Aufgestellt wurde diese Formation am 1.10.1912 und wie der Name schon sagt mit Garnison in Straßburg im Elsass. Es war die letzte Formation die in Friedenszeiten als reguläres Regiment ins Leben gerufen wurde. Das Regiment unterstand der 30. Infanterie-Division und der 30. Feldartillerie Brigade ebenfalls mit Sitz in Straßburg. Im Elsass wurde die 1. Abteilung mit der Feldkanone 96 n.a. aufgestellt und gleichzeitig auf dem Truppenübungsplatz Griesheim die 2. Abteilung die mit der leichten Feldhaubitze 98/09, Kaliber 10,5cm, ausgerüstet war. Erster Kommandeur war Oberst von Stumpff.
Die zweite Abteilung des FAR 84 war die einzige reguläre Einheit die in Griesheim zu Friedenszeiten aufgestellt wurde. Sie dürfte nach meinen Nachforschungen in Griesheim etwa folgende Stärke gehabt haben:
Originale, delaborierte, russische Artillerie Granate des Kalibers 10,5 cm aus dem Jahre 1915.
Artillerist des FAR 84 in den ersten Kriegstagen an der Front im Westen. Neben dem Karabiner ist er mit der langen Pistole 08 vom Kaliber 9mm bewaffnet die speziell für die Artillerie entwickelt wurde.
Archiv Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Die Regimentskommandeure
Großkampftag. Munition wird in die Stollen gebracht.
Unterstände
Regimentstab Juni 1915
Geschütz bei Broville
Durch Artillerie zerstörter englischer Tank
Feuerstellung bei Beaumont Januar 1917
Feuerstellung bei Beaumont Januar 1917
Betonunterstand der 7. Batterie
Geschütz als Ballonabwehrkanone im April 1916
Die Hauptmänner Gronau, Steiglehner und Glemm
Leutnant Schürmeyer als Beobachter
Denkmal des Regiments auf dem Korbmattfelsen bei Baden-Baden
Archiv Peter Merschroth
Pickelhaube der preußischen Feldartillerie Verbände.
Schulterklappen des FAR 84. Links: Mannschaften, Mitte: Leutnant, Rechts: Major
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth
Sammlung Peter Merschroth